Freitag, 28. September 2012

Artenschutz contra Windkraft

Im Bad Wünnenberger  Stadtrat ist gestern Abend das, mit Spannung erwartete Windenergie-Gutachten vorgestellt worden. Unter Berücksichtigung der so genannten harten Tabuzonen bleiben etwa 30 Windkraft-Potenzialflächen im Stadtgebiet.

Die Gutachter ermittelten eine Gesamtgröße von etwa 1060 Hektar für Windkraft-Potenzialflächen. Berücksichtigt sind die harten Tabuzonen und die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Abstandsflächen. Das Planungsbüro für Landschafts- und Tierökologie Wolf Lederer und das Landschaftsbüro Bölte aus Schloß Neuhaus haben das Stadtgebiet »ergebnis-offen auf die substanzielle Nutzung von Windenergie« und mit Blick auf die neuste Rechtsprechung überprüft. Und die Gutachten fördern Überraschendes zu Tage. Insbesondere das Bundesnaturschutzgeselz (Artenschutzgesetz) schränkt die Windkraft ein.
Bad Wünnenberg ist ein ausgeprägtes Verbreitungsgebiet des Rotmilans. Im Stadtgebiet hat der unter Artenschutz stehende Vogel etliche Brut-und Schlafplätze. Damit der Rotmilan nicht, unter die Räder kommt, sollten mögliche neue Anlagen einen Mindestabstand zu seinen Nist- und Schlafplätzen von 1000 Metern haben. Da Rotmilane oft nicht dort schlafen, wo sie brüten, gibt es weitere Gebiete, die für Windenergie herausfallen könnten. Im Süden des Stadtgebietes gibt es Schwarzstörche. Für diesen Vogel schreibt der strenge Artenschutz einen Mindestabstand von drei Kilometern zum nächsten Windrad vor. In den Gutachten sind neben dem Artenschutz auch die anderen harten Tabuzonen ermittelt worden. Zuerst wurde geschaut, wo sind Siedlungsbereiche, Einzelgehöfte, Gewerbegebiete, Straßen (von der Bundes- bis zur Kreisstraße), Richtfunktrassen, Biotope und FFH-Schutzgebiete. Auch deren Abstandsflächen sind ermittelt worden. Vom Wohngebiet sind es mindestens 700 Meter, bei Einzelgehöften 300 Meter, bei Gewerbegebieten 200 Meter. Diese Bereiche sind für Windkraft ausgeschlossen - ebenso wie die Stadt den Wald für Windenergie-Nutzung kategorisch ausgeschlossen hat. Bleiben etwa 30 Flächen, die eine Mindestgröße von fünf Hektar oder mehr haben. Die größte zusammenhängende Windkraft-Potenzialfläche liegt in der Nähe des Windparks Wohlbedacht.
Fakt ist: Nicht auf allen Flächen werden Windräder gebaut. In den nächsten  Monaten  müssen die weichen Tabuzonen (städtebauliche Gründe) noch er- und eingearbeitet sowie vor allem die politische Richtung des Rates abgewartet werden. Auch dann werden sicherlich noch einige der im Gutachten ermittelten Potenzialflächen herausfallen.
Im Stadtgebiet gibt es 45 Windräder, 48 Bauanträge liegen noch beim Kreis. Diese Anträge hatte die Stadt abgelehnt, weil es sich nicht um Bauvorhaben in Vorranggebieten handelt.  Bad Wünnenberg ist 1996 und 1998 Vorreiter bei der Windkraft gewesen und hatte seinerzeit 325 Hektar Windkraftvorranggebietsflächen im im Flächennutzungsplan der Stadt ausgewiesen. Damit war die Stadt eine der ersten Kommunen, die seinerzeit Planungsrecht für Windkraftanlagen geschaffen hatte.

Quelle: Westfälisches Volksblatt v. 28.9.2012 v. Sebastian Schwake

 
Der Rotmilan, auch Roter Milan, Gabelweihe oder Königsweihe genannt, ist eine etwa mäusebussardgroße Greifvogelart aus der Familie der Habichtartigen.